Im direkten Vergleich mit ihm bin ich klein. Ja, er ist groß genug, dass man ihn schon von Weitem sehen kann. Er ist nicht "HULK-mäßig" riesig, sondern ein kleines bisschen größer als der Durchschnitt. Er trägt eine Smartwatch mit einem sich dem Anlass entsprechend wechselnden Armband und bevorzugt ein Parfüm mit frischer Zitrusnote.


Unser Verhältnis ist etwas anders. Wenn ich einen Account in einem sozialen Netzwerk hätte, würde ich im Drop-Down-Menü "Beziehung" die Option "Es ist kompliziert" auswählen. Ob er mich gut behandelt? Einerseits schon, schließlich bin ich seit einigen Jahren sein "Partner in Crime". Andererseits musste ich eines Tages die Beschleunigungskraft der Gravitation am eigenen Leib erfahren - ein zweifelhafter Spaß. Man musste in diesem Moment seine Augen sehen. Die Pupillen erweiterten sich proportional zu meiner immer geringer werdenden Distanz zum Marmorboden. Zum Glück ging alles gut. Aber seit diesem Vorfall ist mir aufgefallen, dass er viel aufmerksamer geworden ist. Das wundert mich nicht. Denn von mir hängen sein Erfolg und seine Gage direkt ab. Ich bin sein Ein und Alles. Einerseits möchte er mich nicht verlieren, andererseits gibt er mich ohne Bedenken in fremde Hände. In viele unterschiedliche fremde Hände... Einfach so, ohne mich zu fragen. #emoji_trauriges_gesicht


Mein Schicksal ist anders als das vieler Kollegen. Diese haben spätestens nach einer Stunde Feierabend, während mein Arbeitstag an seiner Seite hier erst beginnt. Nach einer Freien Trauung wechselt er nun seinen heute Morgen gerade aus der Reinigung frisch abgeholten schwarzen Anzug gegen ein legeres Outfit mit sorgfältig ausgewählten Sneakers und verwandelt sich in einen Hochzeitsmoderator bzw. -manager. Zusammen sehen wir viele neue Gesichter und lernen weltweit interessante Persönlichkeiten kennen, denen wir noch nie begegnet sind. Es sind nicht nur die Gäste, sondern auch andere Dienstleister, die er anweisen muss. Er schüttelt viele Hände, verteilt #freehugs, erzählt Witze und betreibt ständiges Storytelling. Mein Gott, wie viele Geschichten habe ich in meinem Leben gehört. Er weiß, wie man Worte unter die Haut injiziert. Er kann dieselben Leute bei der Freien Trauung emotional berühren und eine Stunde später unaufhaltsam lachen lassen.

Martin Luther King, John F. Kennedy, Steve Jobs und Elon Musk haben mit ihm recht wenig zu tun. Doch wenn man sie alle reden hört, stellt man eine Gemeinsamkeit fest - sie alle benutzten keinen Zettel, von dem sie ablesen. Denn versteckt man sich hinter einer schön dekorierten Mappe mit dem Skript, verliert man diesen wunderbaren Augenkontakt und dieses rein zwischenmenschliche Etwas, was er so zu schätzen weiß.


Im direkten Vergleich ist er 9,1-mal so groß wie ich. Ich bin sein Mikrofon und er ist Ihr Freier Redner, Hochzeitsmoderator und Event-Manager Alexander Feldmann.